Hypnose: Der sanfte Weg
ins Unterbewusstsein
Claudia Krebs | Heilpraktikerin
Das Erröten, medizinisch auch als Flush bezeichnet, meint eine plötzliche Ausdehnung der Blutgefäße und damit eine Zunahme des Blutvolumens in einer bestimmten Körperregien. In der Regel ist die Haut des Gesichtes und der Halsregion betroffen. Unter Erythrophobie oder Errötungsangst versteht man nun die Furcht vor dem Rotwerden. Die Angst vor dem Erröten wird in der Regel als soziale Phobie diagnostiziert. Manche Fachleute zählen sie auch zu den spezifischen Phobien. Ein wichtiges Diagnosekriterium ist neben dem Rotwerden die große Angst vor der Angst, d.h. die oder der Betroffene macht sich vor einer möglichen Auslösesituation bereits größte Sorgen, dass sie oder er erröten könnte. Diese Fokussierung auf das Erröten erhöht zum einen die tatsächliche Wahrscheinlichkeit, rot zu werden und führt bei den Betroffenen oft dazu, mögliche Auslösesituationen zu vermeiden.
Die Betroffenen machen sich Gedanken, ihr Gegenüber könne sie negativ oder als unsicher bewerten und damit auch abwerten, wenn sie erröten. Aus diesem Grund versuchen sie häufig, diesen möglichen Situationen aus dem Weg zu gehen (Vermeidungsverhalten) oder das Erröten zu vertuschen. Da bei der Erythrophobie sowohl das Gesicht und oftmals auch das Dekolletee betroffen sind, greifen die Geplagten zu stark abdeckendem Makeup und/oder tragen auch hochgeschlossene Kleidung. Die Betroffenen fühlen sich dadurch zwar sicherer, haben aber das eigentliche Problem noch nicht gelöst, was ihnen auch bewusst ist, denn die Pein bleibt bestehen.
Den meisten ist zudem auch bewusst, dass ihre Angst vor dem Rotwerden und der damit erwarteten Abwertung überzogen und überwiegend grundlos ist. Gut gemeinte Ratschläge, wie einfach mal gelassener zu werden, scheitern, weil Betroffene dies nicht so ohne weiteres umsetzen können und sich auch missverstanden fühlen.
So kann eine Spirale aus noch mehr Vermeiden und Rückzug entstehen, was die Angst vor dem Rotwerden also die Angst vor der Angst verstärken kann. Betroffenen entgeht aufgrund des Vermeidungsverhaltens, die Möglichkeit, positive Erfahrung zu machen - sie bleiben in ihrem Negativgedanken rot zu werden verhaftet, was wiederum zu sozialer Isolation und Vereinsamung führen kann.
Allerspätestens dann ist es höchste Zeit, etwas gegen das Erröten zu unternehmen, weil es zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität und auch zu weiteren gesundheitlichen Folgen kommen kann. Dummerweise verbessern sich Ängste meist nicht von allein, sondern stagnieren oder verschlimmern bzw. dehnen sich auf andere Lebensbereiche aus.
Bei Erythrophobie hat sich die Hypnosetherapie vielfach bewährt. Ziel der Behandlung ist es, wieder freudvoll durch das eigene Leben zu gehen und soziale Kontakte zu genießen, ohne im Vorfeld davor Angst haben zu müssen. Es gibt unterschiedliche Ansätze diese zum Teil sehr belastenden Reaktionen des Körpers mit Hypnose in den Griff zu bekommen. Es kann beispielsweise sehr hilfreiche sein, ursprünglich belastenden Situationen und Erlebnisse aus der Vergangenheit aufzuspüren. Dies sind oft Situationen, in denen sich der Klient in der Vergangenheit hilflos, ohnmächtig und bloßgestellt gefühlt hat. Solche Situationen waren oft mit dem Gefühl von Scham und Peinlichkeit besetzt. Eine belastende Situation von früher könnte sein, dass der Betroffene als Kind oder Jugendlicher vor der gesamten Klasse an der Tafel stehend vom Lehrer bloßgestellt wurde, weil dieser eine Aufgabe nicht lösen konnte. Das Lachen der Klassengemeinschaft wird als abwertend empfunden, Ohnmacht und Hilflosigkeit, Scham und Peinlichkeit machen sich beim Betroffenen breit. Das Kind bzw. der Jugendliche errötet unvermittelt. Steht im späteren Berufsleben eine Präsentation vor Publikum an, aktiviert das Gehirn die alte, unangenehme Erfahrung und der Körper reagiert im alten Muster.
In der Hypnosetherapie geht es nun darum, das Betroffene die Erfahrung machen, dass sie im Gegensatz zum wirklich Erlebten, nicht hilflos und ohnmächtig, sondern stark und souverän sind. In der Trance kann der Klient spüren und fühlen, kann seine Ressourcen erkennen und abrufen und neue Handlungsmöglichkeiten entwickeln. Die Hypnose hilft dabei, dass sich hilfreiche Empfindungen, Gefühle und Lösungen etablieren und speichern und damit auch auf zukünftige Situationen übertragen lassen.
Manchmal ist es auch so, dass keine konkreten, schambesetzten Situationen in der Vergangenheit identifiziert werden können, sondern dass es vielmehr um ein allgemein auftretendes Gefühl von Hilflosigkeit, Ohnmacht und Überforderung geht. Oft haben sich dann in der Vergangenheit Lösungsmuster von erhöhtem Perfektionismus-Streben etabliert. Das Erröten kann als Makel, nicht hundertprozentig perfekt zu sein, empfunden werden. Die Vorgehensweise in der Hypnosetherapie ist hier ähnlich wie oben beschrieben: Mittels Hypnose werden zudem selbstbewusstseinsstärkende und ressourcenaktivierende Interventionen gegeben.
Im entspannten und gleichzeitig fokussierten Zustand der Hypnose bzw. in der Trance fällt es leicht, unerwünschte und negative Erfahrung durch erwünschte und positive Wahrnehmungen zu ersetzen. Der Klient fühlt sich wieder in seiner ganzen Kraft und kann auf eigene, hilfreiche Ressourcen und Fähigkeiten zurückgreifen. Negative und unerwünschte Gedanken werden von der auslösenden Situation entzerrt. Gefühle von Angst und damit auch die körperlichen Reaktionen wie Erröten und auch begleitende Symptome wie Schwitzen oder Zittern verschwinden. Klienten erleben sich als selbstwirksam, sie haben die Kontrolle über sich, ihren Körper und ihr Leben zurück – sie fühlen sich in Balance und die alten Angstmuster und damit auch das Erröten können mehr und mehr verschwinden.